Erlebnisbericht von
 Volker aus Langelsheim
 über die Harz-Rennsteig-Tour 2008:

   

Von Goslar nach Blankenstein/Saale über Bayern, das hatte mein Interesse geweckt. Ob die Sache für einen etwas ist, kann man vorher schlecht sagen, vor allem, wenn man solche 4Tages Etappentour mit 6500 hm noch nicht in den Beinen hatte. Aber irgendwann ist ja immer das Erste Mal und deshalb wollte ich mit.

Ich startete um 5.00 Uhr in Langelsheim (habe ich vorher noch nie geschafft, so früh loszukommen), um den Treffpunkt in der Kötherstr. um 6.00 Uhr zu erreichen. Wir fuhren dann auch pünktlich los. Karsten, Andreas und ich, also so ne Art Familenausflug mit Gast. Irgendwie war für mich der Einstieg nicht so richtig gut. Ob mir noch ein Infekt in den Knochen steckte (sicher auch ein wenig Aufregung), ich war auf den ersten Höhenmetern zum Steinberg drauf und dran abzubrechen. Um es von vorn herein gleich klarzustellen, ich war natürlich der Älteste (53J), Schwerste (92Kg bei 1,78m) und auch in der Disziplin Herzkasper (2Stück) der Beste. Auch fahrtechnisch ordne ich mich eher zu den Forstwegfahrern oder Singletrail einfach Typen. Na ja, irgendwie ging es dann doch und wir erreichten die Clausthaler Höhen, von wo ab ich die Grabenwege nicht mehr kannte und Karsten uns durch verwunschene Pfade Richtung Stieglitzeck führte. Von hier über die Ackerstraße Richtung Lonau, hatte er dann einen total schmalen, einsamen Singletrail ausgekundschaftet. Wir erreichten genau gegen Mittag das Schloß in Herzberg und konnten im Biergarten speisen und relaxen.

Weiter ging es immer abseits der Straße Richtung Göttingen. Das Highlight war dann noch der endlose Singletrail im Göttinger Wald. Fast verdurstet erreichten wir einen geöffneten Getränkemarkt, was an einem Mittwochnachmittag anscheinend nicht so einfach ist.

Frisch gestärkt radelten wir die letzten km bis Groß Schneen. Nach leckerer Pizza im Biergarten verschwanden wir recht schnell im Bett.

Am 2. Tag waren wir dann zu viert. Frank aus Göttingen war zu uns gestoßen. Das Wetter sah dann nicht so gut aus, aber nur kurzzeitig mußten wir die Regenklamotten anziehen. Die 2. Etappe ist von der Wegführung sicher die komplizierteste und auch konditions und fahrtechnisch nicht von Pappe. Viele Wurzeltrails und Aussichtspunkte machten auch diese Strecke zu einem Highlight. Bad Soden Allendorf war wieder so toll geschmückt, wie das der Teilnehmer von 2006 so schön beschrieben hat. Am frühen Nachmittag gab es dann ein technisches Problem mit Andreas Federgabel (Ölverlust durch Schraubenverlust). Nachdem ein wirklich sehr schönes Provisorium nicht den gewünschten Erfolg hatte, fuhren wir einfach nach Eschwege, tranken ein Bier, und ließen in der Zwischenzeit eine neue Gabel einbauen. Nach ordentlichen Windschattenfahren auf dem Fuldaradweg erreichten wir die Höhen über Creutzburg und rollten in unser Etappenziel. Kleines feines Hotel mit gutem Abendessen und Frühstück.

Am nächsten Morgen sah es dann vom Wetter noch mieser aus. Dies und mein Bammel vor der Königsetappe machten mich wieder ganz blümmerant. Nach dem Einrollen gabs in Hörschel  den obligatorischen Stein von der Werra, der in die Saale muß (Na ob ich den wohl da reinwerfe?). Jetzt ging es bergauf. Von km 0-35 des Rennsteigs permanentes rauf und runter, 100 hm gewonnen 50 hm verloren und die Steigungen fast immer 15 %. Jedenfalls kein Vergleich mit einer gemütlichen Auffahrt durch das Ilsetal zum Brocken. Der Wettergott hielt aber die Schleusen geschlossen, nur dichter Nebel empfing uns am Großen Inselsberg. Am Nachmittag kam sogar die Sonne heraus und an das ewige rauf und runter des Rennsteigs hatte ich mich auch gewöhnt. Wir erreichten die Skiarena Oberhof, wo ziemlich viele Leute mit Rollerski und Kleinkaliber unterwegs waren. Nach einer Thüringer Bratwurst gings weiter, mit einem Abstecher zum Schneekopf, dem zweithöchsten Berg in Thüringen. Kurzer Rundumblick und weiter zu unserem Etappenziel Frauenwald. Dort mussten wir auf mehrere Unterkünfte verteilt werden, weil bei Eric dem Mountainbikerwirt noch größere MTB Gruppen logierten. Der Abend unter dem Motto hier grillt der Wirt noch selbst, war dann auch wieder schnell verflogen.

Am nächsten Morgen strahlender Sonnenschein und auch eine ebenso verlaufende 4. Etappe. Locker ging es noch über manchen Singletrail und Wurzelweg, rauf wie runter. Am Mittag stärkten wir uns mit Original Thüringer Klößen, Hirschbraten und Rotkraut.

Wir erreichten  am Nachmittag auch endlich Bayern ( sah man sofort, alles so ordentlich) und nach Kaffee und Kuchen in der Sonne, verließen wir den Freistaat wieder. Auf den letzten 25 Km war uns dann unser Shuttlefahrer Patrick entgegen gekommen und wir radelten die letzten km Wurzel um Wurzel Stein um Stein zusammen, bis Blankenstein und die Saale in Sicht waren. Alle hatten das Ziel erreicht, kein Plattfuß und auch kein Sturz haben die vier anstrengenden Tage überschattet. Den Stein in die Saale , ein Piccolo hinter die Binde und ab ins letzte Quartier. Hier original Thüringer Gastwirte mit eigenem Charme. Eine lustige Einlage eines Griechischen Bayern, der in einem Ganzkörperkondom auftrat, weil er eine Thüringerin aus dem Nachbarort heiraten wollte und selbst nicht wusste, warum er sich hier so zum Affen machte, beschloß den Abend aufs köstlichste.

Am Sonntag dann wieder Sonne ohne Ende und bei der Rückfahrt mit dem Harz-Aktiv Shuttle konnten wir nochmal alle Berge des Rennsteigs sehen.

Das Fazit für mich: Absolut super ausgetüftelte Tour, prima Führung durch Karsten, einem einfachen Alpencross absolut ebenbürtig, durch die vielen Singletrails etc. eher noch interessanter. Für mich persönlich wäre allerdings eine "Entschleunigung" also 1-2 Tage länger angenehmer, zum schauen und knipsen etc. Für Leistungshungrige wäre auch eine Straffung auf 3 Tage machbar und ganz Verrückte würden es warscheinlich auch in 2 Tagen schaffen. Als einziger Wermutstropfen ist anzumerken, daß es sich halt nicht um eine Pauschalreise handelt und nach 5 Tagen unterwegs halt 500 Euros weg waren. Ich habs dann noch auf 2000 Euros mehr gebracht, weil mir Karstens neues Red Bull Fully so gut gefallen hat, daß ich es mir auch bestellt habe!!!

 

Die alte Singer Nähmaschine vom Junkernberg