Von
Goslar nach Blankenstein/Saale über Bayern, das hatte mein Interesse
geweckt. Ob die Sache für einen etwas ist, kann man vorher schlecht
sagen, vor allem, wenn man solche 4Tages Etappentour mit 6500 hm noch
nicht in den Beinen hatte. Aber irgendwann ist ja immer das Erste Mal
und deshalb wollte ich mit. Ich
startete um 5.00 Uhr in Langelsheim (habe ich vorher noch nie geschafft,
so früh loszukommen), um den Treffpunkt in der Kötherstr. um 6.00 Uhr
zu erreichen. Wir fuhren dann auch pünktlich los. Karsten, Andreas und
ich, also so ne Art Familenausflug mit Gast. Irgendwie war für mich der
Einstieg nicht so richtig gut. Ob mir noch ein Infekt in den Knochen
steckte (sicher auch ein wenig Aufregung), ich war auf den ersten Höhenmetern
zum Steinberg drauf und dran abzubrechen. Um es von vorn herein gleich
klarzustellen, ich war natürlich der Älteste (53J), Schwerste (92Kg
bei 1,78m) und auch in der Disziplin Herzkasper (2Stück) der Beste.
Auch fahrtechnisch ordne ich mich eher zu den Forstwegfahrern oder
Singletrail einfach Typen. Na ja, irgendwie ging es dann doch und wir
erreichten die Clausthaler Höhen, von wo ab ich die Grabenwege nicht
mehr kannte und Karsten uns durch verwunschene Pfade Richtung
Stieglitzeck führte. Von hier über die Ackerstraße Richtung Lonau,
hatte er dann einen total schmalen, einsamen Singletrail
ausgekundschaftet. Wir erreichten genau gegen Mittag das Schloß in
Herzberg und konnten im Biergarten speisen und relaxen. Weiter
ging es immer abseits der Straße Richtung Göttingen. Das Highlight war
dann noch der endlose Singletrail im Göttinger Wald. Fast verdurstet
erreichten wir einen geöffneten Getränkemarkt, was an einem
Mittwochnachmittag anscheinend nicht so einfach ist. Frisch
gestärkt radelten wir die letzten km bis Groß Schneen. Nach leckerer
Pizza im Biergarten verschwanden wir recht schnell im Bett. Am
2. Tag waren wir dann zu viert. Frank aus Göttingen war zu uns gestoßen.
Das Wetter sah dann nicht so gut aus, aber nur kurzzeitig mußten wir
die Regenklamotten anziehen. Die 2. Etappe ist von der Wegführung
sicher die komplizierteste und auch konditions und fahrtechnisch nicht
von Pappe. Viele Wurzeltrails und Aussichtspunkte machten auch diese
Strecke zu einem Highlight. Bad Soden Allendorf war wieder so toll
geschmückt, wie das der Teilnehmer von 2006 so schön beschrieben hat.
Am frühen Nachmittag gab es dann ein technisches Problem mit Andreas
Federgabel (Ölverlust durch Schraubenverlust). Nachdem ein wirklich
sehr schönes Provisorium nicht den gewünschten Erfolg hatte, fuhren
wir einfach nach Eschwege, tranken ein Bier, und ließen in der
Zwischenzeit eine neue Gabel einbauen. Nach ordentlichen
Windschattenfahren auf dem Fuldaradweg erreichten wir die Höhen über
Creutzburg und rollten in unser Etappenziel. Kleines feines Hotel mit
gutem Abendessen und Frühstück. Am
nächsten Morgen sah es dann vom Wetter noch mieser aus. Dies und mein
Bammel vor der Königsetappe machten mich wieder ganz blümmerant. Nach
dem Einrollen gabs in Hörschel den
obligatorischen Stein von der Werra, der in die Saale muß (Na ob ich
den wohl da reinwerfe?). Jetzt ging es bergauf. Von km 0-35 des
Rennsteigs permanentes rauf und runter, 100 hm gewonnen 50 hm verloren
und die Steigungen fast immer 15 %. Jedenfalls kein Vergleich mit einer
gemütlichen Auffahrt durch das Ilsetal zum Brocken. Der Wettergott
hielt aber die Schleusen geschlossen, nur dichter Nebel empfing uns am
Großen Inselsberg. Am Nachmittag kam sogar die Sonne heraus und an das
ewige rauf und runter des Rennsteigs hatte ich mich auch gewöhnt. Wir
erreichten die Skiarena Oberhof, wo ziemlich viele Leute mit Rollerski
und Kleinkaliber unterwegs waren. Nach einer Thüringer Bratwurst gings
weiter, mit einem Abstecher zum Schneekopf, dem zweithöchsten Berg in
Thüringen. Kurzer Rundumblick und weiter zu unserem Etappenziel
Frauenwald. Dort mussten wir auf mehrere Unterkünfte verteilt werden,
weil bei Eric dem Mountainbikerwirt noch größere MTB Gruppen
logierten. Der Abend unter dem Motto hier grillt der Wirt noch selbst,
war dann auch wieder schnell verflogen. Am
nächsten Morgen strahlender Sonnenschein und auch eine ebenso
verlaufende 4. Etappe. Locker ging es noch über manchen Singletrail und
Wurzelweg, rauf wie runter. Am Mittag stärkten wir uns mit Original Thüringer
Klößen, Hirschbraten und Rotkraut. Wir
erreichten am Nachmittag
auch endlich Bayern ( sah man sofort, alles so ordentlich) und nach
Kaffee und Kuchen in der Sonne, verließen wir den Freistaat wieder. Auf
den letzten 25 Km war uns dann unser Shuttlefahrer Patrick entgegen
gekommen und wir radelten die letzten km Wurzel um Wurzel Stein um Stein
zusammen, bis Blankenstein und die Saale in Sicht waren. Alle hatten das
Ziel erreicht, kein Plattfuß und auch kein Sturz haben die vier
anstrengenden Tage überschattet. Den Stein in die Saale , ein Piccolo
hinter die Binde und ab ins letzte Quartier. Hier original Thüringer
Gastwirte mit eigenem Charme. Eine lustige Einlage eines Griechischen
Bayern, der in einem Ganzkörperkondom auftrat, weil er eine Thüringerin
aus dem Nachbarort heiraten wollte und selbst nicht wusste, warum er
sich hier so zum Affen machte, beschloß den Abend aufs köstlichste. Am
Sonntag dann wieder Sonne ohne Ende und bei der Rückfahrt mit dem
Harz-Aktiv Shuttle konnten wir nochmal alle Berge des Rennsteigs sehen. Das
Fazit für mich: Absolut super ausgetüftelte Tour, prima Führung durch
Karsten, einem einfachen Alpencross absolut ebenbürtig, durch die
vielen Singletrails etc. eher noch interessanter. Für mich persönlich
wäre allerdings eine "Entschleunigung" also 1-2 Tage länger
angenehmer, zum schauen und knipsen etc. Für Leistungshungrige wäre
auch eine Straffung auf 3 Tage machbar und ganz Verrückte würden es
warscheinlich auch in 2 Tagen schaffen. Als einziger Wermutstropfen ist
anzumerken, daß es sich halt nicht um eine Pauschalreise handelt und
nach 5 Tagen unterwegs halt 500 Euros weg waren. Ich habs dann noch auf
2000 Euros mehr gebracht, weil mir Karstens neues Red Bull Fully so gut
gefallen hat, daß ich es mir auch bestellt habe!!! Die
alte Singer Nähmaschine vom Junkernberg
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